Kirchberg Aktuell - Januar 2025
Liebe Freundinnen und Freunde des Klosters Kirchberg,
stand eine Beerdigung an, so hatte ich es nicht weit. Ich war junger Pfarrer und wohnte unterhalb des Dorffriedhofs. Da es dort keinen Raum zum Umkleiden gab, zog ich mir den Talar immer schon im Pfarrhaus über, schlüpfte im Hausflur in die Schuhe, und stieg dann den kurzen Weg hinauf zum Friedhof. Dann konnte der Beerdigungsgottesdienst beginnen. An einem dunklen Wintertag, wir waren gerade hinter dem Sarg her zum Grab gezogen und ich stand nun an der offenen Grube, schaute ich an mir hinunter und entdeckte zu meinem Schrecken, dass ich im Flur des Pfarrhauses nicht aufgepasst und einen schwarzen und einen braunen Schuh angezogen hatte. Hoffentlich sieht das niemand, dachte ich bei mir, und mühte mich die restliche Zeit über damit ab, den Talar möglichst so über die Schuhe zu halten, dass sie verdeckt blieben. Als ich endlich wieder im Pfarrhaus war, zog ich den Talar aus und den zweiten schwarzen Schuh an. „Das ist ja noch einmal gut gegangen!“ So dachte ich. Und nun ins Gemeindehaus zum Beerdigungskaffee. Dort war schon das halbe Dorf versammelt. Der Verstorbene war eine wichtige Persönlichkeit, es war voll. Kaum hatte ich mich gesetzt, sagte ein Kirchenvorsteher zu mir: „Herr Pfarrer, wir haben gesehen, dass Sie zwei verschiedene Schuhe getragen haben.“ Ich wollte sogleich, peinlich berührt, zu einer Erklärung ansetzen. Doch er fuhr schon fort: „Wir haben eben darüber gesprochen: Ihnen sind doch Symbole wichtig. Bestimmt wollten Sie damit zeigen, dass wir alle immer mit einem Fuß hier und mit dem anderen Fuß im Jenseits sind.“ Ich glaube, widersprochen habe ich nicht.
Irgendwie passt diese kleine Begebenheit doch auch zur Jahreswende: Mit einem Fuß hier, mit dem anderen schon dort. Mit einem Teil des Herzens bereit zum Aufbruch, mit einem anderen Teil beim Alten. Mit der Zuversicht vorausschauend, mit der Ängstlichkeit zurückbleibend. Erdverbunden, Jenseitssuchend. Das Alte bindet uns, es kann zum Ballast werden. Aber es gibt uns auch die Sicherheit der Tradition, des Üblichen und Vertrauten. Das Neue hingegen verunsichert, es kann ängsten. Aber wir haben das Neue lebensnötig. Denn ohne es hätten wir kein Ziel. Und ohne Ziel hätten wir keinen Weg vor Augen. Wir brauchen beides, den schwarzen Schuh und den braunen. Das Jenseits nach dem Diesseits und das Diesseits, das jetzt schon um das Jenseits weiß. Wenn wir auf das Jenseits hoffen, können wir das Diesseits gestalten. So können wir aufbrechen. Auch in das neue und noch unbekannte Jahr!
Segen für das Jahr 2025 wünscht Ihnen
Unsere Veranstaltungen im Januar und Februar
Kompaktkurs mit Achtsamkeitsübungen aus dem MBSR-Programm (11.+12.01.2025)
Seit
1979 steht das Center for Mindfulness der Universität von Massachusetts
als Entstehungsort von MBSR für die Entwicklung, Umsetzung
und Beforschung des Programms zur Stressbewältigung durch Achtsamkeit. Im Kern basiert MBSR auf einem intensiven Training von Achtsamkeitsmeditation sowie achtsamen Hatha-Yoga-Übungen und/oder Qigong.
Die Teilnehmenden an diesem Kurs mit Dr. phil. Anette Niethammer erhalten inhaltlichen Input zum Thema Stress und
erforschen automatisierte verhaltensbezogene, körperliche, emotionale
und kognitive Gewohnheitsmuster. Sie untersuchen, wie sie effektiver und
geeigneter auf die Probleme und Anforderungen des täglichen Lebens
antworten können.
Achtsamkeit und Verbundenheit - vom heilsamen Umgang in Beziehungen (06.-09.02.2025)
Zu den Grundbedürfnissen der menschlichen
Seele gehört es, in Verbundenheit leben zu können. So hat das
wechselwirksame Geschehen in der menschlichen Begegnung sowie das
Erleben von Verbundenheit einen entscheidenden Einfluss auf unser
seelisches und körperliches Wohlbefinden. Häufig nehmen wir nicht wahr,
wie viele Signale, die wir in unserem Nervensystem empfangen, uns zu
Defensivreaktionen veranlassen und eingeübte Überlebensmuster
aktivieren. Während der Tage lernen wir über den Vorgang der
Reizreaktion, öffnen uns für die Erfahrung der inneren Verbundenheit und
stellen erstaunt fest, wie unglaublich fein und komplex wir mit unseren
Mitmenschen und allem Sein vernetzt sind.
In Übungen zur
Achtsamkeit und Meditation sowie theoretischen Inputs begegnen die Teilnehmenden - unter der Kursleitung von Ruth Dalheimer und Simone Hartmann
- sich selbst und dem/der Anderen. Zeiten des Schweigens und der Stille
begleiten die Gruppe durch die Tage und öffnen für die Erfahrung der
göttlichen Gegenwart und Liebe. Geschichten aus aller Welt und
Kreistänze verbinden untereinander und mit den Menschen dieser Welt.
"Eigentlich ist alles schön, was man mit Liebe betrachtet" (14.-16.02.2025)
Schönheit und Wertschätzung sind Quellen des Glücks. Sie scheinen eng zusammenzuhängen, die beiden
Ursehnsüchte des Menschen – das Bedürfnis nach Wertschätzung und das
Bedürfnis nach Schönheit. Doch was ist überhaupt Schönheit, und worauf
gründet sich Wertschätzung? Warum brauchen wir beides – die Fähigkeit
der Einschätzung ebenso wie die Bereitschaft zur Wertschätzung? Gibt es
Schönheit auch ohne den liebevollen Blick? Und was bedeutet eine
Wertschätzung als Haltung für unseren Umgang mit uns selbst, mit
anderen, mit Gott und mit unserer Umwelt?
Fragen, die unsere Lebensqualität berühren, über die nachzudenken und sich auszutauschen sich lohnt. Gelegenheit dazu gibt es bei einem Seminar unter der Leitung von Dr. Beate Maria Weingardt.
Yoga für Männer - Yoga und die Kraft des Klangs (27.02.-02.03.2025)
Gönnen Sie sich eine Auszeit auf dem Kirchberg. Gemeinsam mit anderen
Männern wieder in Ihre Kraft kommen. In achtsamen Körper-, Atem- und
Klangübungen aus dem Yoga können Sie zu sich selbst, zu Ihrem Selbst,
finden. Das Verbinden von Atem und Bewegung gibt den Yogaübungen eine
meditative Qualität. Töne und Klänge, mit der Stimme, von Klangschalen,
Gongs und Koshis, berühren und führen in einen Moment der Verbundenheit,
des Einklangs.
Neben der Praxis im Seminarraum sind auch kleine
Wanderungen geplant mit Achtsamkeits-, Körper- und Klangübungen in den
schönen Landschaftsräumen rund um den Kirchberg.
Das Seminar mit Jörg Wolfer und Ulrich Wachter-Sigel ist sowohl für Anfänger als auch für Yoga- und Klangerfahrene geeignet.
Weitere Veranstaltungen mit freien Plätzen:
Ein Blatt - eine Blüte - ein Moment der Stille: Ikebana mit Gaby Zöllner-Glutsch (13.-15.01.2025)
Lebensziele klären mit Tilman Gerstner (17.-19.01.2025)
Vom Sterben und guten Leben (Fortbildung/Teil1) mit Prof. Dr. Michael Brück u. a. (29.-31.01.2025)
Zazen mit Prof. Dr. Michael Brück (31.01-02.02.2025)
Achtsames Hand Lettering&Aquarell mit Miriam Zatti-Herold (01.02.2025)
Der Zauber des Schreibens mit Ursula Frey (10.-12.02.2025)
Tanztag mit Ingeborg Lenz-Schikore und Brunhilde Bippus (17.02.2025)
Dynamik aus der Stille mit Horst Schmelzle und Heike Rosengarth-Urban (19.-23.02.2025)
Musik auf dem Kirchberg
Vom 10. bis 12. Januar kommen die Sänger des Vokalensembles MannSingt! (Foto) zu einem Probenwochenende auf dem Kirchberg zusammen. Warum nicht - dachte sich Kirchbergkantorin Anna-Maria Wilke - das Ensemble bitten, eine Musikalische Vesper zu gestalten? Die Sänger waren dazu gerne bereit und so sind sie am Samstag, 11. Januar um 18 Uhr in der Kirchberger Johanniskirche zu hören. Auf dem Programm stehen Werke von Thomas Tallis (1505-1585), Jakobus de Kerle (1531-1591), Darius Milhaud (1892-1974) und Ko Matsushita (*1962).
MannSingt! hat sich zum Ziel gesetzt, die gesamte Bandbreite der Vokalmusik für
Männerstimmen mit Raffinesse und Klangschönheit zur Aufführung zu
bringen. Die je
nach Besetzung zwölf bis sechzehn Sänger haben ausgebildete Stimmen und
sind zu einem großen Teil hauptberufliche Musiker. MannSingt!
begann 2007 als Ensembleprojekt von Sängern der Evangelischen
Jugendkantorei der Pfalz. Mittlerweile liegen die Wirkungsstätten der
Mitglieder über ganz Südwestdeutschland, die Schweiz und England
verstreut.
Am 26. Januar um 17 Uhr dürfen sich die Besucher auf eine Musikalische Vesper mit dem Süddeutschen Kantatenchor sowie dem Collegium Cantabile unter der Leitung von Werner F. Gann freuen. Zur Aufführung kommt die Bach-Kanatate BWV 93. Solisten sind Corinna Blaich, Anna-Maria Wilke und Achim Scheidl, Liturg ist Burkhard Seeger.
Der Eintritt zu dieser Musikalischen Vesper ist frei, Spenden zugunsten der Lepramission sind willkommen!
Auch am 9. Februar findet um 18 Uhr in der Johanniskirche eine Musikalische Vesper statt. Über das genaue Programm informieren wir Sie rechtzeitig unter Musik auf dem Kirchberg auf unserer Webseite.
Klosterladen sucht Buchhändlerin
Zum 01.04.2025 suchen wir für unseren Klosterladen einen Buchhändler (w/m/d) in Teilzeit für 12 bis 15 Stunden/Woche.
Unser Klosterladen bietet ein breites Produktsortiment an Büchern,
Karten, Devotionalien, Geschenkartikeln, kulinarischen Köstlichkeiten
und vieles mehr und ist von Mittwoch-Samstag, jeweils von 13.00-18.00 Uhr und sonn- und feiertags von 10.30-12.00 und 13.00-18.00 Uhr geöffnet.
Das Team besteht aus zwei Teilzeitkräften und fünf ehrenamtlichen Helfern.
Nähere Informationen finden Sie hier.
Für Ihre Bewerbung oder weitere Fragen wenden Sie sich an unseren kaufmännischen Leiter Andreas Teufel, E-Mail: andreas.teufel@klosterkirchberg.de