Kirchberg Aktuell - Juli 2023 Nr.2

Orgelvesper am 6. August findet statt!
Im letzten Newsletter hatten wir angekündigt, dass die Musikalische Vesper zur Einweihung des neuen Zungenregisters unserer barocken Orgel leider ausfallen muss. Jetzt freuen wir uns, dass diese Orgelvesper am 6. August doch stattfinden kann!
Lennart Faustmann wird ab 17 Uhr das neue Zungenregister erstmals öffentlich erklingen lassen und vorstellen. Der Eintritt zu dieser Musikalischen Vesper ist frei, Spenden sind willkommen.
Was es mit dem neuen Zungenregister auf sich hat:
Bei aufwändigen Renovierungsarbeiten an der Orgel in den 1980´er Jahren trafen die Sachverständigen nach dem damaligen Kenntnisstand die Entscheidung über die Bauart bestimmter Pfeifen, auch über das einzige Zungenregister. Dieses Register war original nicht erhalten und es musste ein neues Register gebaut werden; dabei orientierte man sich an einem Norddeutschen Registertyp.
Seitdem sind fast vierzig Jahre vergangen. Durch zahlreiche Sanierungen von Orgeln aus der gleichen Zeit in Obermarchtal, Neresheim, Wolfegg, Weingarten oder Ochsenhausen konnten die Orgelbauer neue Erfahrungswerte sammeln und Forschungen darüber anstellen, wie im 18. Jahrhundert in Schwaben Orgelpfeifen gebaut wurden.
Die Schwarzwälder Orgelbau-Firma Rohlf aus dem Seitzental, gegründet 1964, hat in diesem Bereich einen reichen Erfahrungsschatz gesammelt und unter anderem die Orgel in Obermarchtal aufwändig restauriert. Zudem gehört Rohlf zu den wenigen Orgelbauwerkstätten, die alle Einzelteile einer Orgel selbst herstellen können. Eingekauft werden Eichenbäume, Zinn und Blei – das Ergebnis sind wunderbare Orgeln, die ein Genuss für Augen und Ohren sind.
Auch unsere Orgel in der Johanniskirche wird seit einigen Jahren von Rohlfs Orgelbauern betreut. In enger Abstimmung mit dem Landesbetrieb Vermögen und Bau – das Land Baden-Württemberg ist Eigentümer von Kloster Kirchberg – haben die Orgelbauer ein Konzept für ein neues Zungenregister erarbeitet, das sich viel harmonischer in den Gesamtklang der Orgel einfügt und allen Erkenntnissen nach deutlich näher an dem ist, wie das Register wohl einst geklungen hat.
Orgelbaumeister Tobias Merkle arbeitete in den letzten Wochen das gesamte Register um. Einzelne Teile der Pfeifen können weiterbenutzt werden, eingebaut werden aber neue Zungenblätter aus gehämmertem Metall; dazu werden in aufwändiger Handarbeit Metallbecher angefertigt, die die sehr begrenzten Platzverhältnisse in der Orgel optimal ausnutzen.
Bauherr für die Maßnahme ist Vermögen und Bau, dankenswerterweise waren die dort Verantwortlichen bereit für den inhaltlichen Diskurs zu diesen – zugegebenermaßen – sehr speziellen Thema und haben die Finanzierung des neuen Zungenregisters vollständig übernommen.
Anfang August wird das Zungenregister eingebaut und vor Ort auf den Kirchenraum und den Gesamtklang der Orgel abgestimmt.
Am 6. August gibt es dann bei einer Musikalischen Vesper mit dem scheidenden Kirchberg-Kantor Lennart Faustmann die Gelegenheit, die Barockorgel mit ihrem neuen Klang zu hören.
Zur Geschichte unserer Kirchberger Orgel:
Schon um das Jahr 1550 wird im Kloster Kirchberg eine Orgel erwähnt; eine Nonne hatte sie aus dem Kloster Zoffingen in Konstanz mitgebracht. Dieses Instrument wurde 1705 vom Orgelbauer Johann Jakob Rueff erweitert und nur wenige Jahre später, im Jahr 1725, von den Kirchberger Dominikanerschwestern verkauft. Sie wird wohl, so vermutet der Kirchberg-Historiker Adolf Klek, den Ansprüchen nicht mehr genügt haben. Die prächtige Orgel, die heute in der Kirchberger Johanniskirche zu sehen und zu hören ist, wurde zwischen 1725 und 1745 erbaut, vermutlich vom Rottenburger Orgelbauer Hieronymus Spiegel. Eine vergleichbare Orgel Spiegels ist in der Kirche St. Anna in Haigerloch erhalten. Als Kloster Kirchberg 1806 aufgelöst wurde und in den Besitz des Königreichs Württemberg überging, wurde die Orgel – wie Adolf Klek recherchierte – in der Inventarliste als „1 Orgel mit 10 Registern samt dem Altar dabei“ erwähnt und ihr Wert mit 60 Gulden angegeben.
Über die Jahrzehnte wurde die Orgel mehrfach restauriert, so 1898 und in den Jahren zwischen 1959 bis 1972; bei diesen Arbeiten gab es zahlreiche gutgemeinte Veränderungen, bei denen jedoch wertvolles historisches Material zerstört wurde; so sind heute nur noch rund 40 Prozent des Pfeifenmaterials original. Erst die aufwändigen Restaurierungsarbeiten im Jahr 1989, die von der Firma Wolfgang Braun aus Rosenfeld durchgeführt wurden, ließen die Orgel wieder in ihrer barocken Schönheit erstrahlen und erklingen. Das historische Kleinod hat einen sogenannten Doppelprospekt, also zwei künstlerisch gestaltete Schauseiten. Die dem Kirchenschiff zugewandte Seite ist reich mit Schnitzwerk verziert, die Seite zur Nonnenempore, dem Gebetsraum, der den Dominikanerinnen vorbehalten war und in dem heute die Tagzeitengebete im Berneuchener Haus abgehalten werden, wird von der Figur des auferstandenen Jesu dominiert, der von Engelsköpfen umgeben ist. Bis zur Restaurierung 1989 war dieser Prospekt durch eine Pappwand verdeckt, die aus heizungstechnischen Gründen die Kirche von der Nonnenempore trennte.
Jeder Raum – die Johanniskirche und die Nonnenempore – hat seine „eigene“ Orgel und beide Seiten haben einen individuellen Klang. „Die Orgel klingt nach unten ideal für eine große Kirche und nach oben genau passend zu diesem kleineren Raum“, lobt Lennart Faustmann, von 2019 bis 2023 Kantor am Berneuchener Haus Kloster Kirchberg, die ausgeklügelte Bauweise der Orgel.
Die Kirchenmusikdirektorin Beate Kruppke hat über die Kirchberger Orgel einmal geschrieben: „Die Einmanualigkeit, der geringe Pedalumfang und die gemäßigte Mitteltönigkeit der Orgel verlangen vom Spieler eine sensible Kontaktaufnahme mit diesem Instrument.“ Lennart Faustmann drückt diesen Sachverhalt so aus: „Die Orgel ist wie eine Diva, sie will auf Händen getragen werden. Aber wenn man ihren Klang hört, ist die anfängliche Skepsis überwunden. Sie hat einen sehr vollen, warmen und runden Klang, der nie aufdringlich wird“, so Lennart Faustmann. „Ich vergleiche das Spielgefühl immer gerne mit Autos, und da ist die Kirchberger Orgel ein Sportwagen. Man schaut eine Taste nur an und schon klingt sie.“
Nicht nur in den sonntäglichen Gottesdiensten erklingt die Kirchberger Orgel zur Freude der Gläubigen – Organisten aus ganz Deutschland spielen auf dem barocken Instrument bei Musikalischen Vespern und Konzerten.

Kirchberger Gartentage - noch Plätze frei
Für Kurzentschlosse, die Freude an Gartenarbeit haben, gibt es noch zwei freie Plätze bei unseren Kirchberger Gartentagen vom 31. Juli bis 4. August. Gemeinsam möchten wir in dieser Zeit
im Rahmen von „Ora et labora“ den Klostergarten pflegen. Im heilsamen Rhythmus von Arbeits- und Ruhezeiten unterstützen Sie die MitarbeiterInnen des Klosters bei Ihrer Arbeit. Sie sind täglich sechs Stunden an der frischen Luft im Einsatz und erhalten dafür freie Kost und Logis in einem Zimmer der Kategorie II.
Wer gerne in einer kleinen Gruppe von
Gartenliebhabern mitarbeiten möchte, wer ein wenig gärtnerisches Wissen
mitbringt und wer für die Gartenarbeit noch rüstig genug ist, ist herzlich auf den Kirchberg eingeladen! Es ist auch möglich, tageweise dazu zu kommen.
Wenn Sie mitgärtnern möchten, melden Sie sich bitte per E-Mail bei Roland Klamert:
roland.klamert@klosterkirchberg.de
Und schon mal zum Vormerken im Kalender: Die nächsten Gartentage finden vom 16. bis 20. Oktober statt.
Wir freuen uns, Sie bald wieder auf dem Kirchberg begrüßen zu
dürfen und wünschen Ihnen eine gute Zeit bis zum nächsten Kirchberg
Aktuell!
Herzlichst,
Ihre Frank Lilie, Roland Klamert und das gesamte Team vom Berneuchener Haus Kloster Kirchberg